„Dieses Projekt fordert den schärfsten Protest heraus“, schimpfte ein Anonymus im Mitteilungsblatt des Alpenvereins über die Pläne, mit dem Jubiläumsgrat einen „Höhenweg, der seinesgleichen suchen dürfte“, anzulegen. „Durch Versicherungen wird den Bergen, soweit es sich nicht um reine Aussichtsgipfel handelt, gerade das genommen, was zu ihrer Besteigung anreizt, die Schwierigkeit.
Die große Masse aber ist auch den Klettersteigen nicht gewachsen; der Ungeübte wird durch sie auf ein Gelände gelockt, das ihm gefährlich werden kann, Unfälle sind die Folge“, argumentierte der Bergpionier Dr. Georg Leuchs. Der Chefplaner Alfred Steinitzer hielt dagegen: „Das ist der Geist der Intoleranz und wohl auch einer gewissen Überhebung allen denjenigen gegenüber, die „weniger können … Die Ursprünglichkeit der Alpen ist freilich zerstört und mit dem turistischen Massenbetrieb sind die alten idyllischen Zustände für immer dahin … Die Entwicklung schreitet unaufhaltsam darüber hinweg.“
Wohlgemerkt, das war 1911. Das Ergebnis war nicht viel anders als heute: Die Drahtseile wurden verlegt. Nur nicht am Holzereck mit der „Neuen Welt“, weil der Starautor Ludwig Ganghofer dort sein privates Jagdrevier hatte – auch nicht viel anders als heute. Im Jahr 2020 ist die Zugspitze ein rundum mit Bahnen, Wegen und Drahtseilen erschlossener Berg, der dennoch ganz schön wilde Ecken zu bieten hat. Für den Alpenverein waren die damaligen Diskussionen wertvoll: Sie thematisierten seinen inneren Konflikt zwischen Naturschutz und Bergsport. Die Sektion Bayerland, die sich schon 1895 wegen dem Bau des Münchner Hauses auf dem Zugspitzgipfel von der Sektion München abgespalten hatte, ist bis heute eine der Gruppierungen, die auf die konservativen Werte pochen.