Der neue SkimoTeamGermany Bundestrainer Florian Steirer im Interview
Das SkimoTeamGermany hat einen neuen Bundestrainer. Mit Florian Steirer übernimmt ein in den Medien bereits bekannter Mann die Geschicke des Teams. Der Österreicher war die letzten vier Jahre Trainer der deutschen Biathlon Damen Nationalmannschaft und konnte mit dieser einige Erfolge feiern. Mit welcher Motivation er jetzt zum Skimo gekommen ist, was seine Ziele für das Team sind und was er sonst gerne macht, darüber sprach Steirer mit DAVSkimo im Interview.
Herzlich Willkommen beim SkimoTeamGermany! Auch wenn dich wahrscheinlich die meisten bereits von den deutschen Biathlondamen kennen, stell dich doch kurz einmal vor und erzähl uns, was du bis jetzt so gemacht hast.
Vielen herzlichen Dank erst einmal. Also, ich heiße Florian Steirer, bin 40 Jahre alt und komme aus Neustift im Stubaital. Ich war früher selbst aktiver Athlet – zuerst als Langläufer und später dann im Biathlon. Deswegen war ich auch zunächst in Stams am Skiinternat und danach beim Bundesheer. Kurz nach der Jahrtausendwende allerdings habe ich meine aktive Karriere dann beendet und hatte auf gut Deutsch gesagt erst einmal die „Schnauze voll“ vom Sport und habe nur noch ein wenig Fußball aus Spaß gespielt. Doch irgendwann habe ich dann mit dem Kinder- und Schülertraining bei mir daheim angefangen und kurz drauf auch die Trainerausbildung absolviert. Danach bin ich als Trainer zurück an meine alte Schule in Stams gegangen, von wo aus ich bald neben meiner Tätigkeit an der Schule und gekoppelt mit dem ÖSV, das Stützpunkttraining in Seefeld im Biathlon übernommen habe. 2018 bekam ich dann das Angebot aus Deutschland, Trainer der deutschen Biathlon Damen Nationalmannschaft zu werden, was ich dann auch bis Mitte dieses Jahres war.
Du warst nordischer Skiathlet und danach auch als Trainer dort im Biathlon tätig – was verbindet dich mit Skimo?
Ich selbst liebe Skimo bzw. das Skitourengehen. Das habe ich eigentlich immer schon gemacht. Für mich ist Skimo eine Sportart, die genau wie das Langlaufen oder auch der Radsport, eine Ausdauersportart ist – auch wenn es darin natürlich noch andere Komponenten gibt. Ich würde mich als einen weltoffenen und über den Tellerrand blickenden Menschen bezeichnen und das gilt auch für den Sport. Ich tausche mich gerne mit Leuten aus anderen Disziplinen und Sportarten aus und interessiere mich für sie. Daher ist der Sprung zu Skimo für mich eigentlich nicht wirklich groß.
Du warst die letzten Jahre recht erfolgreich mit den deutschen Biathlondamen unterwegs – was hat dich motiviert, in Skimo einzusteigen und eine so junge Truppe, wie das SkimoTeamGermany zu übernehmen?
Trainer mal in einer anderen Sportart als Biathlon oder Langlauf zu sein, hat mich schon immer gereizt. Wie gesagt, ich schaue einfach gerne über den Tellerrand und finde es faszinierend, Athleten zu entwickeln. Ich habe mal mit einem guten Freund, der beim Radstall Bora-hansgrohe Trainer ist, gescherzt, dass Biathlon zu trainieren viel schwerer ist, da man durch das Schießen immer wieder Unterbrechungen hat und nicht einfach nur auf Ausdauer gehen kann und dass Skimo da ja viel einfach zu trainieren sei. Jetzt werde ich herausfinden, ob ich da den Mund ein wenig zu voll genommen habe. ???? Aber auf jeden Fall ist eine tolle Herausforderung so eine junge Mannschaft zu übernehmen und kontinuierlich nach vorne zu entwickeln, damit sie sich an der Weltspitze etabliert.
Ihr hattet ja jetzt bereits einige gemeinsame Trainingslager und du konntest die Mannschaft kennenlernen. Wie waren diese ersten Begegnungen für dich?
Das war wirklich eine ganz tolle und wirklich herzliche Begegnung. Das sind alles ganz liebe Leute; sehr umgänglich und bodenständig. Aber auch mit ganz unterschiedlichen Charakteren, Herangehensweisen an den Sport und Voraussetzungen von Alter, Vorbelastung usw.. Auch die Ziele sind unterschiedlich – die einen möchten sich voll auf Olympia fokussieren, die anderen lieber auf die Langdistanzen, da diese v.a. das Skimo, das sie lieben, bedeutet. Das ist wahnsinnig spannend zu sehen und dann auch unter einen Hut zu bringen. Aber alle sind höchstmotiviert, was einfach toll ist. Natürlich wird es eine große Herausforderung, eine solch heterogene Mannschaft zu trainieren, aber ich entwickle lieber Athleten, als dass ich sie „nur“ selektioniere, da sie bereits mehr oder weniger „fertig“ sind.
Du sprachst es gerade an – das Team ist sehr heterogen in allen Belangen. Was sind deine Ziele für das Team im kommenden Winter aber auch langfristig?
Für diesen Winter ist es sicherlich etwas schwieriger, hier etwas Konkretes zu sagen, da es doch schon recht spät ist und uns nicht mehr viel Zeit bis zu den ersten Wettkämpfen bleibt. Die verbleibende Zeit wird v.a. dafür benötigt, jeden und jede genau kennenzulernen, zu schauen, wie das jeweilige metabolische Profil ist und was für Trainingserfahrung mitgebracht wird und wie man darauf aufbauen und dann für den Winter festigen kann. Des Weiteren werden wir versuchen, für alle ein passendes Aufwärmprogramm für die Wettkämpfe zu erarbeiten und jeweils den passenden Wettkampfkalender zusammenzustellen. Insgesamt hoffe ich, dass wir langfristig gesehen unsere Leistungsdiagnostischen Untersuchungen auf breite Füße stellen können, um so noch mehr davon profitieren zu können. Ein weiterer Punkt wird die Höhenanpassung sein – viele Starts und Strecken im Weltcup liegen bei und über 2000m. Da braucht es eine gute Adaptierung, um dort schlagkräftig zu sein. Und natürlich ist Olympia ganz klar ein Ziel – dort eine Medaille zu holen wäre absolut phänomenal. Auch wenn es vielleicht noch etwas unrealistisch aussieht, aber ich möchte, dass wir dafür alles geben und es zumindest versuchen, dieses Ziel zu erreichen.
Und was machst du, wenn du dich mal nicht mit Skimo oder Biathlon beschäftigst?
Dann stecke ich gerne mal meine Nase in Bücher der Trainingswissenschaft und schaue, was ich daraus für Erkenntnisse für das tägliche Training ziehen kann. Zurzeit bin ich zudem noch dabei meinen Diplomtrainer an der Trainerakademie in Köln abzulegen, was mich noch ungefähr ein dreiviertel Jahr begleiten wird. Und dann habe ich noch zwei kleine Töchter, die mich auf Trab halten – oder ich sie. Und das, obwohl sie gar nicht im nordischen Bereich unterwegs sind, sondern im alpinen.
Vielen herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für den kommenden Winter und viel Erfolg mit dem SkimoTeamGermany.