Sommer, Sonne, Sonnenschein - der 4. DJC in Mannheim!
20.06.2021, 00:00 Uhr
"Ooh willkommen willkommen willkommen Sonnenschein. Wir packen unsre sieben Sachen in das [Studio Bloc Mannheim] rein" (Ab in den Süden-Buddy & DJ The Wave) Der 4. Deutsche Jugendcup hat Athlet*innen, Coaches, Routenbauer, Organisatoren und Helfer*innen gefordert. Bei Temperaturen von 34°C und Windstille hat die Jugend B am Samstag gezeigt, dass sie mit schwierigen Bedingungen umgehen kann! Mit leicht besseren Bedingungen und nur 31°C wurde gleiches durch die Jugend A am Sonntag bestätigt.
Der DJC Mannheim war der zweite und letzte Jugendcup der Disziplin Bouldern in der Saison 2021. Auch mit sinkenden Inzidenzen hieß es erneut das bewährte Hygiene- und Schutzkonzept, ohne weiter Lockerungen, zu verfolgen. Ein letztes Mal, wie wir alle hoffen. Auch wenn diese strenge Linie, vor allem in Bezug auf Zuschauer, vereinzelt zu Kritik führte, haben sich sowohl Sportler*innen, Coaches wie auch Officials vorbildlich verhalten. Genau diese Kooperationsbereitschaft hat uns auch in den Fokus des DOSB gerückt. Als eine der wenigen Sportarten, welche eine nahezu lückenlose nationale Saison 2020 und 2021 auf nationaler Ebene durchführen konnte, möchten wir das erhaltene Lob gerne an alle Beteiligten weiter geben.
Auch für die Routenbauer war die Situation anspruchsvoll. Die hohen Temperaturen und wechselnden Wettervorhersagen haben die Einschätzung des Niveaus der Athlet*innen erschwert. In Zusammenarbeit mit Lars Bell, haben Christoph Gabrysch und Felix Buchmann allerdings ihre jahrelange Erfahrung ausspielen können und sowohl das große Starterfeld der Jugend B, wie auch das unterschiedliche Niveau der Jugend A differenzieren können und doch eine klare Platzierung geschaffen.
Jugend B
In der Qualifikation der Jugend B männlich setzte sich ein Starterfeld bestehend aus sieben Startern mit vier TOPs etwas vom Rest des Feldes ab. Für die 47 Teilnehmern waren am Ende mindestens drei TOPs und vier Zonen notwendig um ins Finale einzuziehen. Wie bereits beim 1.DJC in Nürnberg wurde die Qualifikation erneut im Intervallmodus geklettert.
Mit den technischen Bouldern in vergleichsweise flachen Wand, fanden sich vor allem Finn Altemöller (DAV Rheinlad-Köln), Johann Söhngen (DAV Frankfurt/Main) und Ole Reusch (DAV ASS Saarbrücken) zurecht. Altemöller welcher bereits im Lead in Darmstadt den Sieg holte, zeigte dass er neben Ausdauer, eine gute Portion Maximalkraft in den Unterarmen hat und sicherte sich Platz eins! Wir sind gespannt, ob er seine Serie in Hamburg fortsetzten kann. Söhngen welcher sich beim ersten DJC den Titel holte, fand im Finale jedoch keine Lösung für M3 und wurde zweiter, dicht gefolgt von Reusch und Aodhan Umlauf (DAV Markt Schwaben) auf Platz drei und vier.
In der weiblichen Jugend B mussten sich die Besten gegen 44 Starterinnen durchzusetzen. Auch hier konnte sich bereits ein kleines Starterfeld, bestehend aus vier Athletinnen mit vier TOPs, absetzten. Am Ende war es jedoch erneut Annika Müller (DAV Augsburg) welche sich von Platz sieben in der Qualifikation auf Platz eins im Finale nach vorne arbeitete. Müller zeigt damit erneut ihre Konsistenz. Mit drei von vier gewonnen Deutschen Jugendcups scheint ihr das zukünftige Olympic Combined zu liegen. Wir bleiben gespannt und freuen uns auf mehr. Auf Platz zwei kletterte Franka Funk (DAV Schwaben) mit drei TOPs. Dahinter Mia Guttenberger (DAV Bad Tölz) auf Platz drei.
Jugend A
Von etwas weniger Starter*innen und niedrigeren Temperaturen profitierte am Sonntag die Jugend A.
Mit vier Bouldern dominierten Emilia Merz (DAV Rheinland-Köln), Anna-Lena Wolf (Generation Rocklands), Nina Ulitzsch (DAV Reutlingen) und Ronja Funk (DAV Schwaben) die weibliche Qualifikation.
Am Ende war es jedoch Lena Ludwig (DAV ASS Saarbrücken), welche sich vom magischen Platz sieben in der Qualifikation auf Platz eins gearbeitet hatte. Herzlichen Glückwunsch zur super Leistung! Wolf, welche bereits im E4 in Nürnberg den zweiten Platz erreicht hatte zeigte auch in Mannheim erneut, dass sie ganz vorne mitspielt und erreichte Platz zwei. Ronja Funk (DAV Schwaben) landete mit gleicher Wertung aber mehr Versuchen auf Platz drei.
Die Qualifikation der männlichen Jugend A war geprägt von technisch flachen und koordinativ anspruchsvollen Bouldern. - Nicht immer zur Freude und dem Können der männlichen Athleten. So riss ein Starter auf die Ansage er solle sich etwas einfallen lassen, nicht den Griff, sondern die Beschilderung aus der Wand ;) Dank der Toleranz und dem Verständnis der Officials jedoch erstmal ohne Konsequenzen. Für Yannick Nagel (DAV Heidelberg), Thorben Perry Bloem (DAV Braunschweig) und Leander Carmanns (DAV Rheinland-Köln) war die flache Wand jedoch kein Problem. Alle drei kletterten jeden Boulder der Quali, letzterer sogar mit vier TOPs in vier GOs.
Das schien Bloem als Anreiz zu nehmen und spazierte eben genauso durch das Finale. Vier TOPs in 4 GOs. Respekt! Nagel und Carmanns konnten jedoch knapp nicht mithalten und landeten mit ebenfalls vier TOPs auf Platz zwei und drei. Insgesamt schien die Finalrunde für die besten Athleten zwar etwas leicht, mit "Männerbouldern" wie sie von unserem Moderator "Reini" bezeichnet wurden (was auch immer damit gemeint ist), lagen die Probleme den männlichen Athleten jedoch auch deutlich besser.
Trotz der schwierigen Bedingungen und der fehlenden Zuschauer war die Stimmung bei Athlet*innen, Coaches, Officials und Helfer*innen entspannt und sehr gut. Bezeichnend für den DJC in Mannheim haben wir vor allem den Zusammenhalt und die Fairness unter Athlet*innen und Coaches wahrgenommen. Die Bereitschaft Boulder nach dem eignen Intervall für den/die nächste Starter*in zu putzen, das gegenseite Aushelfen bei Tape oder Bürsten, das Mitfiebern und gemeinsame Diskutieren von Lösungen. Kleine Gesten, welche nicht nur ein einprägsames Bild im internationalen Wettkampfzirkus vermitteln, sondern auch Außenstehende beeindrucken.
Großer Dank geht auch an das Studio Bloc Mannheim, welches trotz der Öffnung vor wenigen Wochen erneut für uns seine Türen geschlossen hat. Wer Lust hat, die Finalboulder der Jugend A zu testen, kann in den nächsten Wochen noch bei Mario Metz und seinem Team vorbeischauen.
Nachgehakt
Annika Müller hat bereits drei der vier deutschen Jugendcups gewonnen. Auch bei den schwierigen Bedingungen in Mannheim hat sie Professionalität gezeigt und sich im Finale auf Platz ein gesetzt. Wir haben bei ihr nachgefragt, welche Tricks sie für heiße Bouldertage auf Lager hat und wo sie selbst ihre Stärken sieht.
DAV: Wie bist du mit den heißen Bedingungen zurecht gekommen? Was sind deine Tricks für so heiße Tage und bouldern?
Annika: Es war schon echt warm. Viel Trinken, Wasserspray, Kühlpacks und kalte Handtücher haben die Hitze etwas erträglicher gemacht. Nach der Qualirunde habe ich akzeptiert, dass die Bedingungen nicht optimal sind und habe versucht, das so gut wie möglich auszublenden.
Die Boulder haben sehr technisch gewirkt und waren größtenteils eher flacher. Was liegt dir mehr? Steil oder Platte?
Mir hat es schon ein bisschen in die Karten gespielt, dass die Boulder eher technisch und größtenteils flach waren. Steilere Boulder machen mir aber genauso viel Spaß.
Was sind deine Ziele für diese und kommende Saison?
Meine Hauptziele für diese Saison habe ich schon alle erreicht. Auf jeden Fall will ich bei den noch kommenden Wettkämpfen mein Bestes geben! Nächstes Wochenende darf ich beim europäischen Jugendcup in Puurs starten, bei dem ich mein Ergebnis aus Imst (12. Platz) verbessern möchte. Für nächstes Jahr habe ich noch keine konkreten Ziele, aber ich will national und auch international vorne dabei sein.
Die letzten Wettkämpfe haben leider ohne Zuschauer und Eltern stattfinden müssen. Spielt dir das in die Karten oder bist du jemand der bei guter Stimmung und Zuschauern noch mehr geben kann?
Ich mag es, wenn ich angefeuert werde, weil ich dann erst so richtig Vollgas geben kann. Das beste Beispiel ist das Finale in Darmstadt: das Anfeuern von meinen Trainern und den anderen Athleten hat mich noch einige Züge weiter gebracht, obwohl ich schon gewonnen hatte. Das kann dann schonmal den ein oder anderen entscheidenden Unterschied machen. In Mannheim haben mich die fehlenden Zuschauer nicht besonders gestört. Die Stimmung war trotzdem gut.
Was willst du uns sonst noch sagen?
Nach der Qualirunde war ich schon ein wenig enttäuscht, weil es nicht so gelaufen war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dennoch habe ich es geschafft, die Quali abzuhaken und den Schalter fürs Finale umzulegen. Das hat mir mal wieder bewiesen, wie wichtig es ist, an sich selbst zu glauben.
Danke an alle, die den Wettkampf auf die Beine gestellt und möglich gemacht haben! Ich freue mich auf die nächsten Wettkämpfe und darauf, die anderen Athleten wiederzusehen. Hoffentlich können dann auch wieder ein paar Zuschauer dabei sein…