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Wie wir Bergsportler in die Berge kommen

01.12.2015, 11:28 Uhr

Dieser Frage ist der DAV in seiner letzten Umfrage nachgegangen. Fazit: In Punkto Klimaschutz ist noch Luft nach oben - über 70% der DAV-Mitglieder fahren mit dem PKW ins Gebirge.

Bergsport ist oft Motorsport

Im Zusammenhang mit der Anreise zum Bergsport ist oft auch davon die Rede: „Bergsport ist Motorsport!“. Dies scheint sich auch im Hinblick auf die Ergebnisse der DAV-Mobilitätsumfrage (2014) zu bestätigen. Denn nach wie vor fährt der überwiegende Teil der Bergsportler mit dem Pkw in die Berge.

 

Die Gründe dafür sind vielfältig: Fahrtdauer und Preisgestaltung der Deutschen Bahn halten jeweils ca. 2/3 der Befragten immer noch für nicht konkurrenzfähig gegenüber dem eigenen Auto. Hinzu kommen schlechte / fehlende Verbindungen (ca. 43%) und Schwierigkeiten beim Transport von schwerem Gepäck (ca. 47%). Hauptgründe für die Fahrt mit dem PKW sind nach Ansicht der Bergsportler mangelnde Mobilität vor Ort, schlechte Erreichbarkeit der oft entlegenen Bergregionen sowie die fehlende Unabhängigkeit (knapp 74%) bei einer Anreise mit der Deutschen Bahn.

 

 

 

Und wie sind die DAV-Mitglieder unterwegs?

Die Umfrageergebnisse zeigen folgendes Mobilitätsverhalten der DAV-Mitglieder:

 

  • Gut 17% reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖV) zum Bergsport an, über 71% tun dies mit dem Pkw. Die Verkehrsmittel Fahrrad (6%), Flugzeug (4%) sowie Fernbus (2%) sind vernachlässigbar.

 

  • Die mittlere Distanz für An- und Abreise beträgt bei Tagestouren 144 km, bei Mehrtagestouren 472 km und bei längeren Aufenthalten über 650 km.

 

Außerdem unternimmt ein durchschnittlicher Bergsportler jährlich insgesamt gut 18 Tagestouren, weitere 4 Mehrtagestouren sowie durchschnittlich 1,4 Aufenthalte von > 7 Tagen. Hochgerechnet legt das durchschnittliche DAV-Mitglied für seine Bergsportaktivitäten somit ca. 5.456 km im Jahr zurück. Bei dem oben beschriebenen Verkehrsmix ergibt sich dabei eine durchschnittliche Gesamtemission von 537,9 kg CO2 pro Jahr – 82,5% davon entstammen der Pkw-Anreise.

 

Vergleich: Um die jährlich durch An- und Abreise aller DAV-Mitglieder entstehenden Emissionen von insgesamt knapp 0,6 Mio. t CO2. der Atmosphäre zu entziehen, ist das Jahreswachstum von knapp 60.000 Hektar Wald nötig. Diese Fläche entspricht in etwa 82.000 Fußballfeldern.

 

Tipp: Wenn Sie Ihren eigenen CO2-Fußabdruck einmal berechnen wollen, können Sie dies unter uba.klimaktiv-co2-rechner.de tun.

 

Großes Interesse an Alternativen

Zunächst ist festzuhalten, dass das Interesse an Themen wie Umwelt, Klima und alternative Mobilität ungebrochen groß ist (knapp 70%).

 

 

Außerdem werden bei Tagestouren bereits vorwiegend Ziele in der näheren Umgebung angesteuert. In Sachsen, beispielsweise, werden im Durchschnitt nur ca. 83 km (Hin- und Rückfahrt) für Tagestouren zurückgelegt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Darüber hinaus sind viele Bergsportler schon heute in Fahrgemeinschaften unterwegs, gefolgt von der Bahn/ÖPNV-Anreise und der Pkw-Alleinfahrt.

 

Mobilitätsverhalten und Klimaschutz

Im Hinblick auf Klimaschutzaspekte ist die Wahl des Verkehrsmittels der ausschlaggebende Faktor, da An- und Abreise häufig den Großteil des gesamten CO2–Fußabdrucks einer Bergtour ausmachen. Bei einer Fahrt von 200 Km mit dem Auto ergeben sich CO2-Emissionen von ca. 43 kg CO2. Allein die Mitnahme einer weiteren Person lässt den CO2-Verbrach um die Hälfte sinken. Zwar liegt dies immer noch deutlich über dem Niveau der Deutschen Bahn (ca. 9 kg CO2 pro Person bei gleicher Distanz), doch jeder weitere Pkw-Insasse wirkt sich positiv auf die Gesamtbilanz aus. Der Anteil der Anreise am Gesamtfußabdruck hängt aber auch vom Verhältnis zwischen Reisekilometer und Aufenthaltsdauer ab. Folglich schneiden Tagestouren im Vergleich zu Mehrtagestouren bei gleicher Distanz deutlich schlechter ab.

 

Vor dem Hintergrund des Klimaschutzes gilt es deshalb eigene Gewohnheiten zu hinterfragen. Denn jeder kann und muss einen Beitrag zu dieser gesamtgesellschaftlichen Herausforderung leisten. Bei der Anreise hieße dies:

 

  • Bahn statt Auto
  • Tagestouren in nahe gelegene Regionen
  • eine Mehrtagestour statt mehrerer Tagestouren unternehmen
  • das Auto mit Freunden voll besetzen

 

Außerdem kommt bei der Bahn-Anreise ein weiterer unschlagbarer Vorteil hinzu: Überschreitungen können problemlos in der Tourenplanung berücksichtigt werden. Eine erste Sammlung ÖV-freundlicher Touren finden Sie hier.