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Wolfgang Linke: Orientierung mit Karte, Kompass, GPS

Know-How

31.08.2017, 14:36 Uhr

Seit 35 Jahren gibt es das deutschsprachige Standardwerk des Orientierens. Die 17. Auflage verbindet moderne digitale Technologien und klassisches Handwerk für selbständige Wegfinder in allen Gegenden der Welt.

Orientierung mit Karte und Kompass – braucht’s das überhaupt noch in Zeiten von GPS? Allerdings, wenn man das Credo des Autos hört: Wer GPS als Gruppenverantwortlicher nicht nutzt, vernachlässigt die Sorgfaltspflicht. Aber wer sich nur darauf verlässt, wird unmündig und gefährdet sich. Denn Akkus können sich leeren – und wer nicht nur auf Massen-Trampelpfaden unterwegs sein will, sollte schon wissen, wo der Berg steht. Und ob es links oder rechts nach Westen geht.

Wo steh ich? Was seh ich? Wohin geh ich? Das sind für den Autor die Grundfragen der Orientierung – die ihrerseits „Mittel zum Zweck“ ist; „das Ziel ist Sicherheit und Unabhängigkeit in unbekanntem Gelände.“ Für Einsteiger erklärt er das Basiswissen dazu solide, klar und verständlich, vom Aufbau der Karte über die Bedienung des Kompass bis zur Peilung und dem Gehen im Gelände. Er liefert viele wertvolle Praxistipps und überraschende Hintergründe, etwa, dass die Nadel eines „europäischen“ Kompass auf der Südhalbkugel verklemmen kann.

 

Solide Basics, Tipps für Entdecker

Das Buch hört aber nicht, wie die meisten Werke, bei der Kreuzpeilung auf, sondern es wendet sich auch an Leser, die mit dürftigem Kartenmaterial, fehlenden Angaben zu Gradnetz oder Gitter, unbekannter Missweisung und fehlenden oder nicht identifizierbaren Landmarken zu kämpfen haben. Unter anderem berücksichtigt die Neuauflage,

  • dass das UTM-Gitter (WGS 84) mit eingedruckten Gitterlinien nunmehr weltweit eingeführt ist,
  • dass Mitteleuropa inzwischen in die Zone mit wachsender östlicher Missweisung geraten ist,
  • dass in anderen Weltgegenden hinsichtlich Zeit und Sonnenstand, Koordinatenzählung, Missweisung, Landschaft und Orientierungsmöglichkeiten völlig abweichende Bedingungen zu berücksichtigen sind,
  • dass es ganz einfache Verfahren gibt, um die örtliche Missweisung auch noch im Gelände zu ermitteln und in die Karte einzutragen,
  • und dass wenige Hilfen (Rechenformeln, Vordrucke und Tabellen) genügen, um Aufgaben weit außerhalb unserer Alltagserfahrung mit ausreichender Genauigkeit zu lösen.

Rechenhilfen, Tabellen und Infosammlungen werten als Anhang das Buch auf; etliche Übungsaufgaben helfen zuhause beim Verständnis der nicht immer leichten Materie. Dass ein paar Textstücke doppelt abgedruckt sind, stört da nicht. ad

 

Kurzcheck

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Nutzwert
Verständlichkeit

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Besonders geeignet für… Outdoorfreunde, die selber die Verantwortung für ihr Leben in die Hand nehmen.

 

Link zum Verlag

 

Wolfgang Linke: Orientierung mit Karte, Kompass, GPS, Delius Klasing, 17. Auflage 2017, 200 Seiten, 16,90 Euro

 

ISBN: 9783667111012

Kürschner/Haas: Fotografieren in den Alpen

Foto-Reise-Führer

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Berg-Fotografie – ein Schlagwort, das viel bedeuten kann. Und vieles braucht: Ausrüstung, den richtigen Standort, Auge und Herz. Mit all diesen Perspektiven hilft dieses Buch, bessere Bergbilder aus dem Urlaub mitzubringen. Iris Kürschner und Dieter Haas sind ein starkes Team – die Leidenschaft für Bergfotografie verbindet die Schweizerin und den Österreicher. Kein Wunder, dass ihre Bilder in vielen Büchern und Magazinen zu sehen sind, auch gelegentlich in DAV Panorama. Mit diesem Buch haben sie etwas Ungewöhnliches erfunden, fast ein neues Genre.   „Fotoreiseführer“ steht auf dem Titel, ein Wort, das man unterschiedlich betonen kann: Foto-Reiseführer, also ein Bildband zu lohnenden (Berg-)Urlaubszielen – oder Fotoreise-Führer, also eine Anleitung, wie man aus dem Bergurlaub beste Bilder nach Hause bringt. Beides leistet dieses Buch. 

Urs Neu: Do-it-yourself Wettervorhersage

Know-How

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Ein etwas anderes Wetter-Lehrbuch: Nicht Wolken, Fronten und Phänomene werden erklärt. Statt dessen geht es hier darum, wie man aus verschiedenen Vorhersagekarten im Internet seine eigene Wettervorhersage bauen kann. Anregend für Anfänger wie Kenner. Das Wetter ist ein beliebtes Gesprächsthema; unter Bergsteigern ganz besonders, die ja intensiv davon abhängen. Aber die Erd-Atmosphäre, in der das Wetter entsteht, ist ein chaotisches System – Symbol dafür ist der „Schmetterlingseffekt“: kleinste Veränderungen in den Ausgangsdaten der Modellrechnungen, nur so groß wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, können große Wirkungen haben, etwa einen Wirbelsturm auf der anderen Seite der Erde. Dennoch sind die Wettervorhersagen in letzten Jahren zunehmend genauer geworden, dank besserer Messnetze, Modelle und Computer-Rechenleistung. Sie bieten, zumindest für einige Tage im Voraus, eine verlässliche Grundlage für die Tourenplanung. Jede Menge detaillierte und unterschiedliche Karten sind auch für Privatpersonen kostenlos im Internet verfügbar – aber welche davon soll man verwenden, worauf soll man achten? 

Bernd Bachfischer: Athletiktraining fürs Klettern und Bouldern

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Allmählich spricht es sich herum: Wer fürs Klettern trainieren will, sollte nicht nur Finger und Bizeps quälen, sondern den ganzen Körper fit machen – sonst wird’s schnell ungesund. Der Trainings- und Präventionsexperte Bernd Bachfischer stellt eine Menge interessanter Übungen vor. „Training zielt auf Gesundherhaltung und Leistungsverbesserung.“ In dieser Reihenfolge. Diesen sympathischen Ansatz verfolgt der Autor, der lange in einer Sportreha gearbeitet hat. Ausgehend von den persönlichen Voraussetzungen soll man sich „zum Kletterer entwickeln“ und dabei gesund bleiben. Die Übungssammlung enthält weniger die klassischen kletterspezifischen Kraftaufgaben, statt dessen gute Anregungen zur Ansteuerung bestimmter Muskelgruppen, für Stabilität und Beweglichkeit. Und sie konzentriert sich weniger auf Finger und Oberarm, sondern verstärkt auf den Rumpf als zentrales Element im Klettern, auf die Hüften, deren Beweglichkeit sehr wichtig ist, und auf die Schultern, die gerne zum chronischen Opfer von falschem Training werden. Teils sind die Aufgaben sehr anspruchsvoll in punkto Koordination und Kraft, es gibt aber auch Harmloseres; man muss ausprobieren und rausfinden, was persönlich passt. Ein schönes Übungsset zum regenerativen Faszienrollen rundet das Angebot ab. Alle Übungen sind gut fotografiert und erklärt, samt funktionellem Trainingsziel, mit wichtigen Hinweisen auf richtige, gesunde Ausführung. Das ist deutlich besser gemacht als im trendigen „Gimme Kraft Air“ 

Markus Kellenberger: Draußen schlafen

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Zu viele Wildcamper an einem Ort bringen Probleme, wie im Sommer 2016 am Schrecksee im Allgäu. Mit Verstand und Rücksicht aber kann die Nacht unter freiem Himmel zum Erlebnis werden – dieses Buch soll dazu beitragen. „Draußen schlafen ist vor allem eines: ein Stück wilde, urtümliche Freiheit in einer weitgehend reglementierten und nach allen Seiten hin abgesicherten Welt.“ Die romantische Begeisterung des Autors für das „Mikroabenteuer“ Draußen Schlafen spürt man in jeder Zeile dieses Buches; romantische Illustrationen und Fotos unterfüttern das Outdoor-Gefühl. Dennoch fragt man sich: Darf/soll man überhaupt Werbung für das Übernachten abseits dafür vorgesehener Orte machen? Mit einem Buch? Einer Rezension? Die Geschehnisse im Sommer 2016 am Schrecksee unterm Hochvogel zeigen, was schief laufen kann, wenn zu viele Menschen blindlings den Verlockungen der Outdoor-Ausrüster folgen. Schief läuft aber auch vieles, wenn Menschen vor allem möglichen und unmöglichen Angst haben und wenn eine Gesellschaft alles verbietet, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Das Schlafen unter freiem Himmel bietet die Chance, sich auf ein „weniger“ einzulassen und dabei zu merken, was man alles nicht braucht zum Glücklichsein, im Gegensatz zu den Phrasen der Werbeindustrie (bis auf Schlafsack, Matte und Kocher natürlich…). Und Biwakieren ist viel ungefährlicher als viele meinen mögen: Kriminelle Übergriffe und wilde Tiere sind weit harmloser als Insekten und schlechtes Wetter, betont der Autor.