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Thema: Mountainbike

Die Berge sind groß genug für alle Erholungsuchenden – auch für Radfahrer. Aber um Konflikte zu entschärfen, braucht es neben Rücksicht und Toleranz auch neue Ideen.

 

Von Michael Baumgartner

 

Wem gehört die Welt? Die Frage ist so alt wie die Menschheit. Bei über sieben Milliarden Menschen sind ordnende Maßnahmen heute notwendig geworden. Das gilt auch für die Alpen, das am dichtesten besiedelte, erschlossenste Hochgebirge der Welt mitten im industrialisierten und wohlstandsgeprägten Europa. Ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Kultur- oder schützenswerte Naturlandschaften bilden heute ein Mosaik aus Hotspotartiger Übernutzung, wirtschaftlicher Einöde und Naturschutzzonen. Gerade neuere alpine Sportarten werden also mit der Frage konfrontiert: Gehören die Berge den traditionellen Alpinisten oder den jungen Wilden?

 

Derzeit im Fokus: die Mountainbiker. Wenn sie die vorhandene Wege-Infrastruktur nutzen wollen, liegen Interessenkonflikte auf der Hand. In weniger frequentierten Regionen der Alpen ist ein respektvolles Miteinander inzwischen selbstverständlich. Schwieriger wird es, wenn die Biker „Action“ suchen, vor allem in der Nähe von trendgesteuerten Ballungszentren. Auch für diese Bedürfnisse braucht es Angebote und „Raum“; alternative Konzepte sind gefragt. Denn allein mit Wegesanierung und Neuordnung des bestehenden Netzes gelingt das nicht, trotz der mühsamen Arbeit „Runder Tische“ in konfliktgeprägten Regionen.

 

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Sinnvolle Lenkung: Flowtrails in Skigebieten entlasten im Sommer die sensible Naturlandschaft, Foto: Traian Grigorian

 

Bikeparks als Lösung?

Ein Lösungsansatz heißt Lenkung: Zum Beispiel kann man ökologisch und touristisch sensible Regionen entlasten, indem man in ohnehin schon stark erschlossenen Pistenskigebieten breitentaugliche Bikeparks anlegt. Bei umweltverträglicher Planung und sinnvoller Investition durch die Bergbahnbetreiber können derartige Konzepte funktionieren, das zeigen beispielsweise Saalbach, Livigno, Davos oder Portes du Soleil. Sie bieten Mountainbikern angelegte Trails und die Nutzung der vorhandenen Bahnen – und sichern sich Kunden für den Sommer. Als Alternativen zum alpinen Wanderweg gewinnen auch Anlagen im alpenfernen Flachland oder den Mittelgebirgen an Bedeutung. Bisher haben sich meist kleine lokale Vereine für Pumptracks, Dirtparks oder stadtnahe, öffentliche Trails eingesetzt. In Zukunft könnte der DAV sich für derartige Projekte starkmachen, helfend und durchführend; das MTB-Positionspapier liefert die politische Argumentation.

 

Wie Kletterhallen – die Berghütten der Städte – bieten solche Angebote einen Treffpunkt, um beim gemeinsamen Sport eine Jugendkultur aufzubauen und das Vereinsleben zu fördern. Ein erfolgreiches Beispiel von vielen ist der DAV-Bikepark „Sputnik“ der Sektion Lindau (www.sputnikpark.de). An schönen Wochenendtagen erfreuen sich hier über 40 Biker am Streckenangebot. Und vor allem kann die Sektion Jugendliche „abholen“: ihnen in Kursen oder wöchentlichen Gruppen neben Spaß und Technik auch Werte vermitteln und sie für Probleme des Sports sensibilisieren. So lässt sich Konflikten präventiv entgegenwirken: für ein „gemeinsam“ am Berg statt „gegeneinander“. Denn die Welt gehört niemandem; doch wollen wir nicht alle ein Teil davon sein?

 

Mehr Artikel zum Thema Mountainbike finden Sie in DAV Panorama 2/2016