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Zahn/Führer: 100 Bike Highlights Alpen

Führer Rad/MTB

14.11.2017, 11:12 Uhr

Das ist kein Buch für Weicheier. Wer diese 100 Mountainbiketouren in den Alpen gefahren hat, hat nicht nur vieles von diesem schönen Gebirge gesehen – dazu gehört auch reichlich Power in den Beinen.

Die 100 schönsten Radtouren der Alpen! Das ist ein hoher Anspruch. Wer solch einen verbindlichen Kodex aufstellen möchte, muss mit Diskussionen rechnen, auch wenn er seit 30 Jahren auf zwei Rädern durch die Berge gondelt. Die Autoren stellen sich der Kritik und stehen zu ihrer subjektiven Auswahl – wie gut sie gelungen ist, sei jedem Leser zur Beurteilung überlassen.

 

Bonustracks zu jeder Tour

Wichtiger ist die Qualität der Information. Und die lässt kaum Wünsche offen. Ein Höhenprofil mit Terrain-Information zeigt die Verteilung von Anstiegen und Abfahrten, die Landkarte ist etwas oberflächlich, dank der mitgelieferten CD mit GPS-Tracks sollte man sich aber zurechtfinden; außerdem gibt es Stichworte zum Routenverlauf. Touristische Infos (Hütten, Karte) und Quellen im Internet werden genannt, drei Sternchenwertungen gelten Fahrspaß, Landschaft und Kultur. Besonders willkommen sind die Übersichten der Touren in Nord-, Süd- und Westalpen mit Gesamtanspruch, Leistungsdaten und allen Bewertungen. Und für Unersättliche hält die CD noch Bonustracks zu fast jeder Tour bereit.

 

Ein Detail allerdings verwundert: Die Autoren sträuben sich, zur Schwierigkeitsangabe die Singletrail-Skala (S0 – S5) zu verwenden, die vielleicht etwas sehr sportiv sein mag – aber mit den zwei dümmlichsten Argumenten, die gegen Schwierigkeitsskalen zu hören sind: Mit besserer Ausrüstung sei’s leichter, und Wege könnten sich ändern (Nässe, Schnee, Schäden). Da werden die Faktoren „Mensch“ (Ausrüstung) und „Verhältnisse“ mit dem Faktor „Gelände“ verwechselt – wer so denkt, braucht auch keinen Schwierigkeitsgrad beim Klettern, weil so ziemlich jede Tour mit Reibungskletterschuhen leichter ist als mit Steigeisen und im Winter schwieriger wird. Dass allein das Gelände einer Tour eine Vorgabe macht, auf die man reagieren muss, haben die Autoren aber anscheinend doch kapiert. Denn sie liefern dann doch eine Sternchenbewertung für den konditionellen und fahrtechnischen Anspruch ihrer Vorschläge, der ganz plausibel erscheint und in der Praxis funktionieren sollte.

 

Für stramme Strampler

begleitenden Texte sind flott geschrieben, appetitanregend bebildert – und allein die geographische Verteilung der Tourenziele garantiert einen repräsentativen Alpen-Überblick für Leute, die tatsächlich alle 100 „Highlights“ unter die Reifen genommen haben. Nur eines sollten Kauf-Interessenten bedenken: Bei nur 4 „leichten“ Touren und kaum einem Tagestrip unter 1000 Höhenmeter gilt das leicht abgewandelte Sprichwort: „Nur wer die Waden hat, braucht sich um den Sport nicht zu sorgen“. ad

 

Kurzcheck

Fotos
Nutzwert
Anregung

Info

Besonders geeignet für… Trophäensammler auf zwei Rädern

 

Achim Zahn, Jan Führer: 100 Bike Highlights Alpen, Bruckmann Verlag, 2016, 288 Seiten, 29,99 Euro

Link zum Verlag

 

ISBN: 9783765457739

Claudio Locatelli: MTB zwischen Comer See, Valsassina und Val Brembana

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Eine in unseren Breiten wenig bekannte Ecke des oberitalienischen Alpenbogens zwischen Veltlin, Comer See und Poebene beleuchtet der in den Bergamasker Alpen beheimatete Bikeautor Claudio Locatelli. Der italienische Verlag Versantesud hat sich in Fachkreisen einen Ruf für ausgesprochen akribisch recherchierte Tourenführer erworben. Die alpinen Reihen decken Wintersport, Klettern, aber auch Mountainbiken ab. Allen gemeinsam ist, dass als Autoren ausnahmslos ortsansässige Locals zum Zuge kommen, die ihre Heimat wie ihre Westentasche kennen. Manche Führer werden von Autorenteams erarbeitet, immer aber illustrieren eine Fülle guter Fotos die detaillierten Tourenaufzeichnungen und Beschreibungen. Anfangs wurden die Bände noch zweisprachig herausgegeben, mittlerweile sind sie auf italienisch, englisch oder deutsch auf dem Buchmarkt. Beim Lesen wird man geradezu erschlagen von Wissenswertem rund um einen Tourenvorschlag: Infokästen, Textbeschreibungen, GPS-Tracks, Höhenprofile, Fotos, gezeichnete Landkarten. Es ists förmlich zu spüren, wie viel Arbeit im Zusammentragen dieser Infofülle steckt.   Bei all dem einheitlichen Gerüst aller Bände spürt man aber auch die persönliche Handschrift des Autors. Claudio Locatelli, Jahrgang 1958, der in oberitalienischen Bikerkreisen als bekannter Tourentüftler, Bikeguide und Crack Wertschätzung genießt, läst es sich nicht nehmen, seinen Band mit persönlichen Zugaben anzureichern. So stößt man zwischen den einzelnen Tourenbeschreibungen immer wieder einmal auf Lesestücke, die schon in den Rang kürzerer Feuilletons kommen. Einige schreibt Locatelli selbst, andere steuern ihm befreundete Biker aus der lombardischen Szene bei, wie beispielsweise die Bikejournalistin Marzia Fioroni. Locatelli lässt es sich auch nicht nehmen, seinen Band mit einem doppelseitigen Foto zu eröffenen, eine Hommage an den befreundeten und mit 56 Jahren viel zu früh an Krebs verstorbenen Freund Giovanni Giacobazzi, den alle nur Jag nannten und der sich in der über die sozialen Medien eng vernetzten Szene einen Ruf als „verrückter Hund“ gemacht hatte. 

Thomas Plank: Freeride Nepal

Rad-Führer

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„In über 50 Tourentagen auf den schönsten Trails durch das Himalaya-Königreich“ verspricht dieser im Eigenverlag erschienene Führer eines jungen Rad-Enthusiasten – er bietet viel mehr als nur das. Sucht man nach Literatur oder Informationen über Mountainbiken in Nepal, so findet man außer ein paar Einzelbeschreibungen oder geführten Touren durch unzählige, kommerzielle Veranstalter aus Europa und Nepal - „Nichts“! Schön, dass es seit 2016 den Mountainbike-Führer „Freeride Nepal“ gibt. Sorgfältig recherchierte Informationen, ordentlich gemachte Beschreibungen incl. toller Bilder, Länge der Touren und bestens strukturierten Schwierigkeitsbewertungen machen Laune, selbst dorthin zu fahren. GPS-Tracks stehen zum Download bereit. Sechs Gebiete werden beschrieben, jeweils zuerst mit allgemeinen Infos zum Charakter der Region, touristischen Angeboten und Regelungen. Dann stellt der Autor jeweils einige Tagestouren vor, in drei Regionen auch Mehrtagestouren (Annapurna Umrundung, Upper Mustang, Manaslu Umrundung). 

Thorsten Brönner: Flussradwege abseits des Trubels

Rad-Führer

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Wer meint, dass es nicht immer Mountainbiken sein muss, findet hier ein geradezu gegenteiliges Konzept: Auf Flussradwegen rollt man fast entspannt durch die schönsten deutschen Landschaften und zu manchem Kulturziel. Einem Fluss entlang radeln – das verspricht ein Fahrraderlebnis mit wenig Anstrengung, weil wenig Steigung. Und dafür braucht man auch kein vollgefedertes Mountainbike; ein Reise- oder Trekkingrad sollte ausreichen – zwei Packtaschen sind allerdings sinnvoll, da die 30 Routen, die der Autor vorstellt, nichts für den schnellen Genuss sind. Um die 200, 300 Kilometer sind die Strecken meist lang – also immer zumindest für einen Kurzurlaub gut; wer sich’s gemütlich einrichtet und nicht nur durchstrampelt, sondern auch mal die Sehenswürdigkeiten am Weg anguckt, wird sich auch eine Woche lang beschäftigen können. Bei diesem Buchkonzept kann man auch damit leben, dass die Schwierigkeitsangabe „leicht“ oder „mittel“ nicht näher erklärt wird; die Angaben zum Terrain (Asfalt, unbefestigter Grund, Steigungen) geben ausreichend Hinweis zum Anspruch der Tour. Einige davon sind auch für Familien gut tauglich, manche sogar vom ADFC als „Qualitätsradrouten“ zertifiziert. So bleibt dem Autor hauptsächlich die Aufgabe, die touristischen Infos aufzubereiten: den Tourenverlauf mit den wesentlichen Orten; Angaben zur An- und Abreise; Kontaktdaten der Tourismus-Institutionen. GPS-Tracks gibt’s natürlich im Internet. Besonders wertvoll dürften die ausführlichen Tipps zu kulturellen oder landschaftlichen Highlights am Weg sein, die im Infokasten wie im Lauftext zusammengetragen sind. 

Versante Sud: 3 x Mountainbiken in Italien

Rad-Führer

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Gleich drei Mountainbikeführer hat der italienische Verlag Versante Sud herausgebracht: zum Klassiker Finale Ligure und zu den Inseln Sardinien und Sizilien. Jeder ein Sack voll verlockender Tipps. Versante Sud ist vor allem unter Kletterern für solide gemachte Führer bekannt; in den letzten Jahren hat der Verlag auch ansprechende Skitouren- und Freerideführer herausgebracht. Die drei Mountainbikeführer schreiben nun den guten Eindruck fort, in ziemlich ordentlicher deutscher Übersetzung. Das Aufbauprinzip ist bei den drei Bänden vergleichbar. Die technischen Daten – Schwierigkeit, Höhenunterschied, Dauer… - sind in einer Infospalte übersichtlich sortiert, sehr ordentliche Karten helfen bei der Planung der Halbtags- bis Tagestouren. Eine ausführliche Beschreibung und große Bilder vermitteln einen guten Eindruck von den Anforderungen, aber auch von landschaftlichen Reizen, die GPS-Tracks stehen natürlich im Internet bereit. Und zu einigen Touren gibt es sogar Videos.