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Michael Mertel: Bayerische Voralpen

Führer Wandern/Bergsteigen

09.03.2020, 11:43 Uhr

Ein klassisches Konzept feiert Renaissance: Sämtliche Gipfel zwischen Loisach und Inn mit ihren Normalwegen in einem Buch.

Wer kennt die Gipfel, nennt die Namen? Moderne Wanderführer sicher nicht: Das Konzept der Auswahl-Rezeptbücher hat die bewährten „Alpenvereinsführer“ abgelöst, die jeden Gipfel und alle bekannten Aufstiege verzeichneten – alpiner Geschichtsverlust. Michael Mertel setzt dieser Knowhow-Erosion seine Fleißarbeit entgegen: Wanderer, die gerne selbständig ihre Touren planen, auch um den kanalisierten Massen zu entgehen, finden hier „381 Berge zwischen Loisach und Inn“ mit ihren Wanderwegen und Pfaden.

 

Selbstständig bergsteigen

Die Beschreibungen sind knapp gehalten, aber immer mit Höhenmetern, Distanz und Auf- und Abstiegszeit. Kleine Fotos zeigen manche Gipfel, teils mit eingetragenen Routen. Eine Landkarte ist unentbehrlich zum Planen – empfehlenswert sind übrigens die DAV-BY-Karten, die das Gebiet komplett abdecken. Das ist ein Gefühl wie vor den Zeiten von „Die 100 schönsten …“, Alpenvereinaktiv und Instagram. Ein bisschen mühsamer – aber angewandte Kompetenz wird belohnt durch eine viel interessantere Auswahl. Wie es den Bergen eigentlich angemessen ist …

 

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Besonders geeignet für … Leute, die noch selber ihre Touren aussuchen und planen können und wollen.

 

Michael Mertel: Bayerische Voralpen, Gipfel und Normalwege, Books on Demand, 2019, 140 S., 16,99 Euro

 

Wandern für jeden Geschmack

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Unermüdlich sind die Autor*innen und Verlage mit ihren Vorschlagsbüchern für Wanderungen jeglicher Schwierigkeit – und noch selten waren die alpinen Ziele so begehrt wie heute. Wir stellen vor, was sich in den letzten Monaten auf dem Redaktionstisch gesammelt hat.

Wandern ohne Ende

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Iris Kürschner: Oberwalliser Südtäler

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Walliser Südtäler – klingt das nach abgelegenen Zweite-Reihe-Destinationen für Wildnisfans? Gemeint sind aber die zentralen Täler mit den sattsam überlaufenen Hotspots Zermatt und Saas Fee. Doch unweit des Massentourismus findet sich auch dort große Natur – mit viel Hintergrund. Die Alpinjournalistin Iris Kürschner ist eine Überzeugungstäterin. Ihre Magazin-Beiträge (auch in DAV Panorama) und Führer werden von Leidenschaft für die Berglandschaft getrieben. Im Wallis fällt das besonders leicht, denn auch wenn das Matterhorn als Werbe-Ikone missbraucht und abgegriffen erscheint: Seiner Aura kann man sich schlecht verweigern. Und nebendran stehen elegante Traumgipfel wie Weißhorn, Dom, die Monte-Rosa-Kette. Zigtausende Besucher in den autofreien Bergdörfern Zermatt und Saas Fee sind die logische Folge – kann man bei solchem Trubel die Landschaft noch genießen? Man kann, davon ist die Autorin überzeugt. Denn selbst auf berühmten Wegen wie dem Matterhorntrek oder dem Europaweg, die von Touristikern konzipiert wurden, ist kein Gänsemarsch-Erlebnis zu befürchten, und neben diesen hat sie auch Touren in den weniger überlaufenen Teilen des Gebiets aufgenommen. Denn enger wird’s nur in den Zentren; die vielfältigen Landschaften zwischen den Weinhängen des Rhonetals und den Viertausendern bieten genug Einsamkeit und Abwechslung. 

Frank Wippermann: Bergführer Hamburg

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Bergstadt Hamburg? Was ein gestandener Berchtesgadener als Anmaßung empfinden mag, belegt der Autor auf unterhaltsame Weise – und liefert seinen Nordlicht-Kolleg*innen jede Menge Tourentipps an der Waterkant. Es gibt Berge in Hamburg! Mit diesem selbstbewussten Satz beginnt dieser spezielle Wanderführer – und zitiert das Motto der örtlichen DAV-Sektion: "Wir bringen die Berge nach Hamburg". Was gar nicht nötig sei, denn „Berg“ sei ein relativer Begriff, und Hamburg die „steilste deutsche Millionenstadt“ – nirgends ist die gedachte Verbindungslinie vom niedrigsten zum höchsten Punkt so steil.   Nach den üblichen Führerkapiteln zur Geologie und Ausrüstung, Führergebrauch und Naturschutz – durchaus schon mit einer gewissen Selbstironie verfasst – wird es ernst: 80 Tourentipps, die zu 89 Gipfeln führen, sind ausführlich dargestellt. Am Rand des Elbtals finden sich tatsächlich nennenswerte Erhebungen, teilweise aber auch künstlich gebaute Berge, aus Müll oder gar Sand. Spezielle Highlights sind etwa die Überschreitung zweier Rutschen-Brocken auf einem Spielplatz, Bouldern an einem Findling, ein Treppenlabyrinth im Villenviertel oder eine Radrenn-Strecke, die steiler ist als die berüchtigte Auffahrt nach Alpe d’Huez. An der Reeperbahn diagnostiziert der Autor ernsthafte Absturzgefahr, er verzeichnet aber auch den DAV-Kletterturm als echtes alpinistisches Ziel.   Die kürzeste Tour führt zum Hügelgrab Taterberg, mit ganzen zwei Höhenmetern, 100 Metern Strecke und fünf Minuten Gehzeit; die längste Tour dauert auch gerade mal etwa zwei Stunden. Deshalb ist es gut, dass Kombinationsmöglichkeiten angegeben sind, bis hin zur ultimativen Challenge: den „Seven Elb Summits“. Die jeweils höchsten Punkte der sieben Hamburger Verwaltungsbezirke lassen sich „by fair means“, also nur mit Öffis, als Tagestour in 16 Stunden erstürmen (die Hälfte davon Gehzeit) – ein tatsächlich strammes Programm, für das ein ausgetüftelter Zeitplan inklusive ÖV-Verbindungen angeboten wird. Den Abschluss des Buchs bilden ein Gipfel-Gesamtverzeichnis, sortiert nach Höhe, und eine alphabetische Touren-Übersicht mit Eintragungsmöglichkeit für „Bezwingungs“-Datum, Begleitung, Wetter und Stimmung. 

Frank Gerbert: Alpenüberquerungen

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Auf zehn verschiedenen, selbst entwickelten Routen hat Frank Gerbert die Alpen überquert. Wer sich von seiner Begeisterung anstecken lassen will, erhält mit diesem „Handbuch“ sehr gute Planungsgrundlagen. Alpenüberquerungen sind mit das Anstrengendste, was an Wandern denkbar ist“, warnt der Autor gleich im Eingangskapitel. Trotzdem hat er sich immer wieder darauf eingelassen, ja, bezeichnet es als „Spleen“: als „Mittelwert zwischen Marotte und Leidenschaft“. Seit 2003 sind es zehn Routen geworden, die der studierte Geograf selber zusammengestellt und begangen hat und die er in diesem Buch, einer Art Fazit dieser Faszination, beschreibt.   Beim Aushecken dieser Linienführungen war ihm eines wichtig: „Ein Weitwanderweg muss eine einleuchtende Wegführung und außerdem eine Art Seele haben“. Diesen Anspruch lösen seine Kreationen oft überzeugend ein, auch wenn immer wieder Zug-, Bus- oder Bergbahnfahrten nötig sind, um uninteressante oder langwierige Verbindungen zu vereinfachen. Von den Berner und Walliser Alpen im Westen (Thun-Biella) bis zu Ötscher und Hochschwab im Osten (Scheibbs-Graz) decken seine Linien die große Vielfalt der Alpen ab. Sie durchstreifen weniger bekannte Regionen wie Alpstein, Glarner und Tessiner Alpen (Rorschach-Mendrisio) oder Niedere Tauern und Gurktaler Alpen (Mondsee-Bled). Aber der Autor hat auch bekannte Klassiker teils mit eigenen Varianten bereichert: etwa die Linie Neuschwanstein-Garda mit Teilen des E5, oder eine spannende Linie durch Wetterstein, Stubaier, Sarntaler und Dolomiten (Oberammergau-Vittorio Veneto). 

Peter Rölke: Das nördlichste Böhmen

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Im Grenzland von Sachsen und Tschechien stellt dieser Führer 20 Touren vor – und schafft mit fundierten Hintergrundinformationen auch Verständnis für die Region. Den Hauptteil des Taschenbuches bildet eine Sammlung von 20 Tourenvorschlägen für leichte bis anstrengende Wanderungen im böhmischen Teil des Lausitzer Berglandes und des Lausitzer Gebirges. Die einzelnen Tourenvorschläge beginnen jeweils mit einer Übersicht: kurzer Einführungstext; Liste der wichtigsten Weg- und Aussichtspunkte; Angaben zu Schwierigkeit, Länge und Dauer der Wanderung; Hinweise zu Anreise, Einkehrmöglichkeiten, alternativen Wegverläufen usw.; detaillierte Übersichtskarte mit eingezeichnetem Wegverlauf.   Es folgt eine ausführliche Beschreibung des Wegverlaufs mit Sehenswürdigkeiten, Aussichten und sonstigen Besonderheiten. Der Text wird aufgelockert mit Einschüben zur Historie, zu Flora und Fauna sowie zu geologischen Besonderheiten. Umfangreiches Bildmaterial unterlegt die im Text beschriebenen Gegebenheiten.   Vor den Hauptteil ist eine längere Einführung gestellt. Diese geht zunächst auf Geschichte und Kultur sowie auf die touristische Entwicklung der Gegend ein und beschreibt Besonderheiten der Landschaft sowie der Tier- und Pflanzenwelt.