Jürg Meyer: Wie Berge entstehen und vergehen
Sachbuch
11.01.2022, 17:37 Uhr
Wie wachsen Berge? Wie hoch können sie noch werden? Wann sind sie verschwunden? Auf Fragen, die er bei Exkursionen immer wieder gehört hat, gibt der Autor Antworten auf aktuellem wissenschaftlichem Niveau. Keine leichte Kost, aber schmackhafte.
Nein, Geologie ist kein leichtes Fach – mindestens so schwer wie die lastenden Gesteinmassen, mit denen sie sich beschäftigt. Und deren bewegtes Auf und Ab im Lauf der Erdgeschichte sie nachzuvollziehen sucht. Der Autor versucht auch gar nicht erst, seine Botschaften unzulässig zu vereinfachen: Er mutet seiner Leserschaft einiges zu an Komplexität und Differenzierung, empfiehlt sogar mal mehrfaches Lesen eines Schlüsselkapitels und Zurückblättern zu einer zentral wertvollen Illustration.
Warum also sollte man sich so viel Mühe machen? Vielleicht weil es spannend und anregend ist, sich um Verständnis darum zu bemühen, wie diese Berge entstanden sind, in denen wir unsere Freude finden? Oder weil wir in der Verwöhnung durch allgegenwärtige, allzu leichte Medien-Kost auch mal was Kräftiges zum Kauen vertragen könnten?
Schmackhaft aufbereitet hat der Autor sein Sujet allemal. 30 Gänge serviert er, jeweils abgeschlossene Einzel-Essays, die aufeinander aufbauen und das allmächlich wachsende Verständnis anreichern und vertiefen. Seine Sprache ist dabei klar, er findet immer wieder schöne Metaphern und Sprachbilder, weckt Neugier durch freche Fragen. Beispielfotos und Infografiken helfen der Vorstellung auf die Sprünge – auch wenn wiederholte Schnitte durch Gebirgs-Schichtungen einiges an Gewöhnung fordern. Als kleine Incentives gibt es pfiffige Cartoons zu jedem Kapitel und einen Kasten „Wo sehen und erleben?“, der zu Stellen in den Alpen führt, wo die beschriebenen geologischen Vorgänge optisch nachvollziehbar sind.
Lehrreich für Laien wie Experten
Der Autor gibt im Vorwort zu, als Zielgruppe neben geologie-interessierten Laien auch Guides, Gymnasiallehrer und sogar studierende oder diplomierte Geologen im Blick gehabt zu haben. Wer also ohne große Vorkenntnisse einmal öfter nachlesen muss, sollte nicht enttäuscht sein. Die Qualität des Gebotenen ist etwas Engagement allemal wert.
Unübersehbar ist die Leidenschaft des Autors für sein Thema. Als Impuls für das Buch nannte er seine Beobachtung als Guide bei Exkursionen, dass Grundlegendes immer wieder nachgefragt werde – und in vielen Veröffentlichungen Fehlerhaftes oder Überkommenes tradiert werde. Mit seinen 30 Essays hatte er den Anspruch, den neuesten Stand der Wissenschaft verständlich aufzubereiten. Herausgekommen ist eine inspirierende Abenteuerfahrt durch die Erdgeschichte, auf die sich einzulassen zumindest für Schlechtwettertage eine spannende Reise verspricht.
Kurzcheck
Info
Besonders geeignet für … Menschen, denen aufgefaltete Felsstrukturen am Berg neugierige Stirnrunzeln ins Gesicht zaubern.
Jürg Meyer: Wie Berge entstehen und vergehen, Haupt Verlag, 2021, 272 S., 28 Euro