Markus Rex: Eingefroren am Nordpol
Reisebericht/Lesebuch
17.12.2020, 08:47 Uhr
Schon vor über 20 Jahren war der Atmosphärenforscher Markus Rex das erste Mal in der Arktis. Damals konnte er im Winter noch über Fjorde spazieren, heute frieren sie nicht mehr zu. Sein Logbuch über die spektakuläre MOSAiC-Expedition erzählt eindringlich vom Klimasystem der Arktis.
Der Klimawandel ist mittlerweile in unseren Köpfen angekommen. Nur noch wenige weigern sich, die Anzeichen der Erderwärmung anzuerkennen. Während wir im Kleinen versuchen, unseren Alltag so schonend wie möglich zu gestalten, weniger mit dem Auto zu fahren, mehr auf Mehrweg statt auf Einweg zu setzen, brachen am 20. September 2019 Forscherinnen und Forscher aus 20 Nationen Richtung Nordpol auf, um die großen Zusammenhänge zu verstehen. Denn obwohl der Mensch schon fast jeden Fleck der Erde erforscht und untersucht hat, war die Arktis bisher wie ein blinder Fleck, vom dem wir noch nicht viel wissen. Dabei beeinflusst sie den Klimawandel sehr stark mit – und leidet besonders darunter.
Markus Rex ist Familienvater, Professor für Atmospährenphysik, Leiter der Atmosphärenforschung des Alfred-Wegener-Instituts und leitete die MOSAiC-Exepdition. Er war schon oft in entlegenen Orten der Welt, um unser Klima und seine Prozesse zu erforschen. Bereits einige Male besuchte er die Arktis, aber nie zuvor mit einem solchen Vorhaben wie der MOSAiC-Expedition. Ein Jahr lang ließen sich Rex und sein Team im Eis einschließen, um durch die natürliche Strömung von Eis und Meer Richtung Nordpol zu driften. Ein Jahr lang wurden das Forschungsschiff Polarstern und die Eisscholle, an die sich das Schiff „hängte“, ein Zuhause für hunderte Forscherinnen und Forscher, die das Eis, die Atmosphäre und den Ozean der Arktis untersuchten.
Sachlich aber voller Emotionen
Tag für Tag zeichnet Markus Rex seine Erlebnisse während der MOSAiC-Expedition auf. Er schreibt ein Logbuch, das sachlich ist und doch immer wieder Einblicke in die Gefühlswelt des Expeditionsleiters gibt. Dennoch merkt man ihm an, dass er Wissenschaftler ist. Unverblümt berichtet er vom Alltag auf der Polarstern und dem Eis, von den Höhen und Tiefen der Reise und den Entwicklungen des Klimawandels. Kurze Verschnaufpausen von der manchmal doch etwas schweren Kost bieten zahlreiche Fotografien, die die Schönheit der arktischen Landschaft mit all ihren Facetten und die Arbeitsabläufe der Forscherinnen und Forscher abbilden. Zusätzliche Infokästen schließen Verständnislücken durch Hintergrundwissen. Rex erklärt seine Entscheidungen und Feststellungen, seine Bedenken und Sorgen auf eine sympathische und nachvollziehbare Weise. Und es wird mehr als deutlich, wie es ihn schmerzt, die Arktis, die er so liebt und schon so oft besucht hat, wieder zu verlassen. Denn jedes Mal sieht sie anders aus und nächstes Mal könnte noch weniger davon übrig sein. Ein spannendes Buch, das verdeutlicht, wie komplex die Ökosysteme der Welt zusammenspielen und wie wichtig es ist, diese so gut es geht wieder ins Gleichgewicht zu bringen
Kurzcheck
Info
Besonders geeignet für … Klima-Interessierte, Biologen, Wissenschaft-Interessierte
Markus Rex: Eingefroren im Nordpol, C.Bertelsmann Verlag, 320 Seiten, 28 Euro