Chris Kohl
Vorsitzender AG Klettern & Naturschutz Odenwald
Mich als Gast in unwirtlichen aber schönen Gegenden und Landschaften zu bewegen: Das fasziniert mich.“ So beschreibt Chris Kohl seine lebenslange Leidenschaft für Berge, Fels und Höhlen.
Mit Höhlen fing alles an: Der staatlich geprüfte Höhlenführer trat der die Höhlengruppe der DAV-Sektion Heidelberg bei, übernahm bald deren ehrenamtliche Leitung – und wurde schließlich auch noch Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft Klettern & Naturschutz Odenwald.
Diese Vereinigung von zwölf Alpenvereinssektionen betreut die Klettergärten der Region, etwa den bekannten Schriesheimer Steinbruch. Die Ehrenamtler pflegen Natur, Wege und Sicherheitsmaterial, halten Kontakt zu Behörden, entwickeln Lösungen für auftretende Probleme. Kohl organisierte zum Beispiel einen Hakensetzkurs für die lokalen „Felspaten“, führt aber auch mal Schulklassen an die Felsen, um ihnen zu zeigen, wie Sport und Natur sich vertragen. Zusätzlich hat er gut 30 Termine pro Jahr, etwa als Mitglied der bundesweiten DAV-Kommission Klettern & Naturschutz. Ein wichtiger Punkt war die Mitarbeit für den „Tag des Kletterns“ in Baden-Württemberg; die Veranstaltung „hat sehr viel Wirkung gezeigt“, urteilt er, „war aber zu viel Arbeit für Ehrenamtler.“
Auch das Mitgestalten an Konzepten wie der Erstbegehungs- und Sanierungscharta oder dem Kletterschein Outdoor macht ihm Spaß, und die Kletterergemeinschaft „im Kontakt mit den Behörden als Partner, nicht als Gegner zeigen, das bekomme ich ganz gut hin.“ Enttäuscht ist er allerdings, wenn ausgerechnet ortsansässige Kletterer sich nicht an vereinbarte Regelungen halten und auf Hinweise womöglich mit „dummen Sprüchen“ reagieren. Dass sich der Klettersport immer mehr zum Breitensport entwickelt, betrachtet Chris mit einem besorgten Auge. „Die Klettergebiete in den Mittelgebirgen sind nun mal keine Kletterhallen – von den alpinen Gebieten ganz zu schweigen“. Dem Klettertrainer ist es wichtig, dass Klettererneulinge auch bei Hallenkursen gut ausgebildet und zum nötigen Maß an Eigenverantwortung angeleitet werden. „Nicht nur Sicherungs- und Klettertechnik sind Voraussetzung für den ersten Felskontakt. Auch ein respektvoller Umgang mit der Natur, die Berücksichtigung örtlicher Kletterethik und ein freundlicher Ungang mit den Menschen in der Region (egal ob Bauer, Winzer, Jäger oder Förster) sind die Grundlage für eine erfolgreiche Auswilderung in die Kletterfreiheit“ – aber Chris weiß auch: „natürlich steht die Freude am Klettern ganz mit vorne.“
Dass ihm die Energie für die Aufgabe nicht ausgeht, dazu trägt sicher bei, dass sein „Leben eine Einheit“ ist. Alles dreht sich um seinen Outdoor-Sport – das Ehrenamt, sein Beruf (der Schlossermeister hat sich als Outdoorguide, Höhenarbeiter und -retter selbstständig gemacht) und die Familie: Seine Lebenspartnerin, mit der er als „Quereinsteiger-Papa“ zwei Kinder großzieht, ist Partnerin im Beruf, am Seil und gleichzeitig zweite Vorsitzende der AG K&N Odenwald. Um dieser Konstellation ein mögliches „Gschmäckle“ zu nehmen, stellte er die Vertrauensfrage an die Mitgliederversammlung – und erhielt einstimmige Unterstützung.
Nicht, dass er an seinem Ehrenamts-Posten hinge: „Es hat mir viele spannende Erfahrungen gebracht“, erzählt er, aber nach über zehn Jahren würde er sich gerne zurückziehen – wenn sich denn jemand fände. „Zu Wegebau-Aktionen oder ähnlichem findet man schon Helfer. Aber es bräuchte Menschen, die sich dauerhaft fürs Ehrenamt engagieren.“